IAA 2019: Wird die Welt elektrisch?

ELEKTROPOTENZIAL Ein Besuch auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt (D, HE). Von Aloisia Streicher

Ich war schon sehr gespannt, vor allem auf die Welt der Elektroautos. Erstmalig besuchte ich die IAA in Frankfurt. In meinem Kopf geisterten Fragen umher, wie: Wie werden sich die Marken dort präsentieren? Und: Wie sieht es mit den Reichweiten der neuen Generation Elektroauto aus?

Um in einer angemessenen Zeit einen Überblick über die angebotenen Elektroautos zu bekommen, konzentriere ich mich hauptsächlich auf deutsche Hersteller.

E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - Opel Corsa e | Foto: Aloisia Streicher

ELEKTRO CORSA Der Opel Corsa E hat eine Batterieleistung von 50 KW.

Mein Rundgang begann in Halle 11 beim Mini von BMW. Der Mini hat 32 KW und eine Reichweite von 240 bis 270 Kilometer nach WLTP. (BEV-Reichweitenermittlung nach WLTP). Der Grundpreis liegt bei mehr als 30.000 Euro. Mit Vollausstattung wird die 40.000 er Marke erreicht. Stand heute können noch nicht alle Werkstätten Elektroautos warten und reparieren. Eine konkrete Aussage, wie es hier weitergeht, bekam ich am Stand keine.

Etwas günstiger als der Mini ist der Opel Corsa E mit einer Batterieleistung von 50 KW. Sein Einstiegspreis liegt bei etwa 30.000 Euro.

Am Stand der Motorworld entdeckte ich etwas versteckt den Microlino in Orange in der Limited Edition (pioneer series 001/500). Der Microlino, dessen Design an die Isetta aus den 1950er Jahren erinnert, verkörpert ganz, was sein Name transportiert: Er ist klein, ein Zweisitzer, schnuckelig und schafft je nach Akku-Ausstattung 125 bzw. 200 Kilometer. Wie ich am Stand erfuhr, gibt es derzeit Probleme mit dem Produzenten. Wer künftig den Microlino produziert und wann die Auslieferung erfolgen wird, war aktuell noch nicht bekannt.

Die neue Produktfamilie von Volkswagen (VW) heißt ID. Mit dem ID.3 und dem ID.SUV startet VW 2020 ins Elektrozeitalter. Der VW-UP gehört nicht zur ID-Produktfamilie, wird aber vom Hersteller neu konzipiert und kommt als E-UP mit erhöhter Reichweite von 260 Kilometer nach WLTP auf den Markt. Die Auslieferung soll bereits ab Januar 2020 erfolgen, als Stromer für die City. Der Einstiegspreis liegt angenehm bei etwas über 20.000 Euro. Den E-UP von VW gibt es baugleich mit einer leicht veränderten Karosserie von SEAT und SKODA.

Aber zurück zur neuen ID-Familie. Der ID.3 hat eine Reichweite bis zu 550 Kilometern und startet mit einem Preis ab knapp 30.000 EUR. Marktstart wird nach Angaben von VW Mitte 2020 sein. Es soll drei Batteriegrößen geben.

E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - Mercedes EQS | Foto: Aloisia Streicher

BLAUE VISION Der Mercedes EQS könnte schon 2020 kommen, mit viel Luxus und technischen Highlights an Bord.

Bei Porsche glänzt das Prestigefahrzeug, der neue rein elektrische Taycan, den es derzeit in zwei Ausführungen gibt. Als Turbo und als Turbo S. Die Reichweite des hochpreisigen Sportwagens liegt zwischen 412 und 450 Kilometern, nach WLTP. Ich fragte mich, als ich den Supersportler bewunderte, ob er wohl auch ein kerniges Motorsoundpaket an Bord hat.

Den Smart von Mercedes gibt es nur noch elektrisch. Mit einer Reichweite von 160 Kilometern nach NEFZ. Die Reichweite nach WLTP konnte ich nicht ausfindig machen. Schade fand ich, dass im Smart EQ kein neues AKKU-Pack verbaut wurde, um eine Reichweite von über 200 Kilometern zu ermöglichen.

Am Stand von Mercedes dominiert elektrisch betrachtet, die EQ-Produktfamilie. EQV und EQC heißen die ersten EQ-Modelle, die auf den Markt kommen. Der EQV, als Großraumlimousine, wird vom Hersteller mit einer Reichweite bis zu 471 Kilometern nach NEFZ angegeben. Hat man ihn leergefahren, soll er - bei einer Versorgungsspannung von 400 Volt - in 40 Minuten wieder aufgeladen sein. Der Mercedes EQC hat eine Reichweite bis zu 445 Kilometern. Der Grundpreis liegt bei etwas mehr als 70.000 Euro.

Was dem aufmerksamen Besucher, der sich für Elektromobilität interessiert, auf der IAA sofort auffällt: Als einziger Hersteller hat Mercedes einen separaten Bereich für die Zukunftsvisionen E-Mobilität und Sicherheit. Ich, als Besucher, empfand mich hier aktiv mitgenommen und bekam zudem eine 15-minütige Führung per Kopfhörer über die geplanten Visionen zur E-Mobilität und dem autonomen Fahren. Die Demonstration "autonomes Fahren" fand ich am Stand von Mercedes insgesamt sehr gelungenen.


Fotostrecke

E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - BMW i NEXT | Foto: Aloisia Streicher
E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - Microlino | Foto: Aloisia Streicher
E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - Autonomes Fahren | Foto: Aloisia Streicher

Autovielfalt: Ob groß oder klein - mit Fahrer oder ohne. Es tut sich was im Elektrobereich.


Nachdem ich meinen E-Mobility Rundgang bei den deutschen Herstellern beendet hatte, ging meine Reise in die Welt der Automobile weiter, nach Europa und nach Übersee.

Der "elektrische" Byton aus China faszinierte mich mit seinem 48 Zoll großen Display über die gesamte Fahrzeugbreite. Speziell für den europäischen Markt ist das Display in drei Bereiche eingeteilt. Der linke Bereich ist ausschließlich für den Fahrer. Die Mitte, und der rechte Bereich kann vom Beifahrer für Filme, Videokonferenzen oder Surfen im Internet genutzt werden. Das Fahrzeug erreicht mit einer normalen Batterie eine Reichweite bis zu 430 Kilometer. Der Preis beginnt bei etwa 45.000 EUR. Der Byton soll zunächst auf dem chinesischen Markt eingeführt werden und kommt, nach Herstellerangaben, im ersten Quartal 2021 auf den europäischen Markt.

Technik für die Welt von morgen

Auf der IAA präsentierten sich nicht nur Automobilhersteller, sondern auch Zulieferfirmen und Ingenieurbüros, die mit ihren Zukunftsvisionen die Besucher zum Gedanken- und Ideenaustausch anregten. Beispielsweise die Firma EDAG, die Fahrzeugherstellern eine modulare und skalierbare Plattform für Akkus anbietet. Interessant fand ich zudem den CityBot von EDAG, der unter dem Messemotto „Driving Tomorrow“ präsentiert wurde und sich für Einsatzmöglichkeiten im urbanen Raum eignet. Der CityBot besteht aus einem Transportmodul, an dem weitere Nutzmodule angedockt werden können, wie beispielsweise die Müllentsorgung im öffentlichen Raum. Natürlich gibt es auch ein Modul für die Personenbeförderung. Nach den Planungen des Herstellers soll ab etwa 2030 eine Testphase im abgegrenzten öffentlichen Raum beginnen.


Fotostrecke

E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - Byton mit großem Display | Foto: Aloisia Streicher
E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - EDAG Akkuplattform | Foto: Aloisia Streicher
E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - EDAG CityBot | Foto: Aloisia Streicher

Ideenvielfalt: Ob "Kommandozentrale" oder Infotainment. Ob Antrieb oder Arbeitstier. Die automobile Welt wird sich verändern.


Mein Fazit mit etwas Kritik:

Es gibt viel Neues und auch tolle Ideen, die teilweise schon weit entwickelt sind. Auch tut sich was in der Modellvielfalt der Elektroautos, die auf den Markt drängen. Dennoch war ich etwas enttäuscht von der Art der Präsentation. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autohersteller einen eigenen Bereich für die Elektroautos präsentiert hätten. An manchen Ständen musste ich sogar nachfragen, wo denn die Elektrovarianten stehen. Unterm Strich hatte ich den Eindruck, dass doch ein erheblicher Teil der Hersteller E-Mobilität noch immer zögerlich ins Produktportfolio einbaut und nach außen lebt. Fast würde man sich da eine eigene Messe, nur für Elektromobilität wünschen.

Aloisia Streicher

hochblau Magazin 2019 © hochblau

IAA 2019
12. - 22. September 2019

ABBILDUNGEN
Titelbild: E-Mobility Nachbericht von der IAA 2019 - VW ID-Familie © Aloisia Streicher
Bilder im Text: © Aloisia Streicher


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